Erste Studie aus dem HypnoScience® Projekt publiziert

Die lang erwartete erste Studie aus dem HypnoScience® Projekt wurde publiziert.

Universität Zürich: Bahnbrechende Studie zu Gehirn-Konnektivität in zwei verschiedenen Hypnosezuständen veröffentlicht
Dezember 2023 – In der Studie „Investigating functional brain connectivity patterns associated with two hypnotic states“ wurden erstmals zwei unterschiedliche Hypnosezustände sichtbar gemacht.

Link zur Pressemitteilung:
https://www.einpresswire.com/article/676652580/universit-t-z-rich-studie-zu-gehirn-konnektivit-t-in-zwei-verschiedenen-hypnosezust-nden-ver-ffentlicht

Link zur fMRI-Studie:
https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fnhum.2023.1286336/full

Hintergrund zum HypnoScience® Projekt

HypnoScience® ist eine eingetragene Marke der Hypnose.NET GmbH / OMNI Hypnosis International und Arbeitstitel für all unsere Bemühungen, welche darauf abzielen, die Hypnose in der Gesellschaft und in der Medizin besser zu verankern.

Das Forschungsprojekt „Investigating functional brain connectivity patterns associated with two hypnotic states“ ist ein Kooperationsprojekt der Universität Zürich und der Hypnose.NET GmbH / OMNI Hypnosis International. Es zielt in einer ersten Phase auf eine hochqualitative Untersuchung der neurophysiologischen Korrelate der Hypnose und ihrer Sub-Zustände ab.

Das Ziel ist die Bildung eines soliden Fundaments, worauf weiterführende Grundlagen- und klinische Hypnosestudien aufbauen können. Im Forschungsprojekt wurden drei Grundstudien durchgeführt: fMRI-Studie (zur Analyse der funktionellen Netzwerke), MRS-Studie (zur Messung neurochemischer Prozesse) sowie EEG-Studie (zur Messung elektrophysiologischer Veränderungen). Alle drei Studien haben das Ziel, die Hirnprozesse im Wachzustand, im Somnambulismus (tiefe hypnotische Trance) und im Esdaile-Zustand (einem extrem tiefen Zustand der Hypnose) zu messen.

Hypnose ist bis heute eine Quelle der Faszination, aber auch von Missverständnissen und grosser Skepsis. In der Allgemeinbevölkerung sind falsche Auffassungen der therapeutischen Hypnose weit verbreitet. Krankenkassen akzeptieren Hypnose nicht als gängige oder wirksame Methode wegen Berührungsängsten und vermeintlichen Reputationsrisiken.

In den schulmedizinischen und akademischen Kreisen wird sie des Weiteren häufig als Tabu, Esoterik und unwissenschaftlich angesehen. Dies, obwohl klinische Studien gute Evidenz für die Wirksamkeit der Hypnose bei einer grossen Bandbreite von Krankheitsbildern zeigen wie z. B. Reizdarmsyndrom, akute/chronische Schmerzen, Ängste und Phobien, Depressionen, posttraumatische Belastungsstörungen, dermatologische Beschwerden und Asthma.

Einer der gewichtigsten Gründe für die Skepsis gegenüber der Hypnose im akademischen Umfeld liegt am mangelnden Verständnis über deren Wirkmechanismen. Denn trotz einer Vielzahl an – seit den 90er Jahren bis heute – durchgeführten Grundlagenstudien, besteht weiterhin kein Konsens betreffend der neurophysiologischen und neuropsychologischen Wirkmechanismen. Ein aktuelles und sehr umfangreiches Review fasst dieses Faktum treffend zusammen:
“Trotz der wachsenden Zahl von Neuroimaging-Studien, die Hypnose untersuchen, gibt es wenig Konsens über die neuronalen Mechanismen und (zu) viel Inkonsistenz zwischen den Ergebnissen. Die Vielschichtigkeit der Hypnose, kombiniert mit dem Mangel an kohärenten methodischen Standards in diesem Bereich, dürfte diese Heterogenität der Ergebnisse erklären.” (Landry, M., Lifshitz, M., & Raz, A. (2017). Brain correlates of hypnosis: A systematic review and meta-analytic exploration. Neuroscience and biobehavioral reviews.)

Aufgrund dieser diametralen Datenlage bleibt weiterhin die essenzielle Frage ungeklärt, inwiefern es sich bei der Hypnose um einen veränderten neurophysiologischen (Bewusstseins-) Zustand handelt. Dazu bestehen bis heute hitzige und emotionale Debatten zwischen den verschiedenen Lagern. Von “Hypnosetherapie bedingt einen bestimmten Trancezustand” bis zu “Hypnotischen Trancezustand gibt es nicht und Suggestionen im Wachzustand sind ausreichend” existiert eine grosse Bandbreite an Konzepten (Mazzoni, G., Venneri, A., McGeown, W. J., & Kirsch, I. (2013). Neuroimaging resolution of the altered state hypothesis. Cortex; a journal devoted to the study of the nervous system and behavior, 49, 400–410).

Die dargelegte Problematik der Hypnose-Grundlagenforschung kann grösstenteils auf vier hauptsächliche Aspekte reduziert werden. Diese sind dezidiert in mehreren grossen Übersichtsarbeiten zusammengefasst, wovon vor allem diese hier dem interessierten Leser empfohlen sei: Jensen, M. P., Jamieson, G. A., Lutz, A., Mazzoni, G., McGeown, W. J., Santarcangelo, E. L., Demertzi, A., Pascalis, V. de, Bányai, É. I., Rominger, C., Vuilleumier, P., Faymonville, M.-E., & Terhune, D. B. (2017). New directions in hypnosis research: Strategies for advancing the cognitive and clinical neuroscience of hypnosis. Neuroscience of consciousness.

  • Hohe Heterogenität in Bezug auf die verwendeten Hypnosemethoden
    Die verwendeten Hypnosemethoden unterscheiden sich beträchtlich zwischen den Studien. Mangelnde Standardisierung der Verfahren führt zusätzlich zu Heterogenität innerhalb der Studien. Fehlende Angaben zur Art der durchgeführten Hypnose erschweren eine adäquate Replikation der Studien durch andere wissenschaftliche Gruppen.
  • Unterschiedliche oder unzureichende Definition des Hypnosezustands
    In den Studien wird die Definition der hypnotischen Zustände selten beschrieben. Ohne klare Definition der Zustände ist die Vergleichbarkeit der Studien limitiert.
  • Unimodale Untersuchungsmethoden
    Meist wird nur eine neurophysiologische Untersuchungsmethode verwendet, üblicherweise die funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRI) oder das Elektroenzephalogramm (EEG). Idealerweise werden aber solche Methoden kombiniert angewendet, da sie unterschiedliche Aspekte der Hirnfunktion messen.
  • Unzureichende Stichprobenzahlen
    Dieser Punkt ist besonders kritisch, da dadurch die Aussagekraft der statistischen Analyse nicht gewährleistet werden kann. Neuroimaging-Hypnosestudien wurden bis anhin mit sehr geringen Fallzahlen durchgeführt, typischerweise deutlich unter 20 Probanden pro Gruppe.

Wichtige Informationen zur fMRI-Studie

Name der Studie:
Investigating functional brain connectivity patterns associated with two hypnotic states
Wer war beteiligt:
Das Forschungsprojekt „Investigating functional brain connectivity patterns associated with two hypnotic states“ wurde am 18. Juni 2018 von der Ethik Kommission des Kantons Zürich bewilligt. BASEC-Nr. 2018-00550
Die Studie wurde an der Universität Zürich von unabhängigen Wissenschaftlern durchgeführt. Die Ergebnisse wurden am 19. Dezember 2023 in einem wissenschaftlichen Paper bei Frontiers in Human Neuroscience publiziert.
Die Hypnose-Experten, welche sich für das Hypnotisieren der Probanden verantwortlich zeichneten, waren allesamt zertifizierte OMNI Hypnose Instruktoren. Die Probanden Population in der Studie bestand aus hypnoseerprobten OMNI Hypnosetherapeuten. OMNI Hypnosis / Hypnose.NET GmbH war aber weder in die Erhebung, noch in die Auswertung oder Publikation der Daten involviert.


Kernpunkte der Studie

Zwei unterschiedliche Hypnosezustände
Die Studienergebnisse weisen darauf hin, dass mindestens zwei unterschiedliche Hypnosezustände existieren (Somnambulismus1 und Esdaile-Zustand2). Die Existenz von einem hypnotischen Zustand, geschweige denn zwei Zuständen, wurde bislang sehr kontrovers diskutiert. Die Erkenntnisse aus der vorliegenden Studie stellen daher einen signifikanten Fortschritt dar und erweitern das Verständnis von Hypnose erheblich.

Wissenschaftliche Validierung unserer standardisierten und reproduzierbaren Hypnoseinduktionen
Die OMNI-Hypnoseinduktionen, basierend auf den Methoden von Dave Elman und Gerald Kein, wurden wissenschaftlich validiert. Die erzielten Resultate sind extrem robust, man kann Hypnose aufgrund der veränderten funktionalen Konnektivität im Hirn feststellen. Mit anderen Worten: Man sieht dem Hirn im MRI-Scanner an, wenn es hypnotisiert ist. Die Daten zeigen, dass die Zustände Somnambulismus1 und Esdaile2 selbst im schwierigen Scanner-Umfeld (enge Platzverhältnisse, Lärm etc.) mit unseren standardisierten und reproduzierbaren Methoden zuverlässig erreicht werden. Dies ist von großer Bedeutung, denn in bisherigen Studien gab es viel Inkonsistenz und ein Mangel an kohärenten methodischen Standards, was oft zu heterogenen Ergebnissen führte. Die exakt standardisierten und von jedem ausgebildeten OMNI Hypnosetherapeuten reproduzierbaren OMNI-Hypnoseeinleitungen lösen dieses Problem künftig.

Parallelen zu Propofol
Interessanterweise zeigten die Probanden im Somnambulismus in einigen Gehirnarealen ähnliche Muster wie Personen, bei denen mittels Propofol eine Narkose eingeleitet wurde. In Hypnose ist man jedoch jederzeit bei vollem Bewusstsein, die Zustände sind somit nicht vergleichbar. Propofol wird eine entspannende und euphorisierende Wirkung zugeschrieben, eine Wahrnehmung, die man in Hypnose ebenfalls oft erlebt. Die Autoren weisen darauf hin, dass weitere Untersuchungen nötig sind, um diese Hypothese zu festigen.

Parallelen zu LSD
Im Esdaile-Zustand berichteten die Probanden oft über veränderte Körperwahrnehmungen oder über eine komplette „Entkoppelung“ vom Körper. Offenbar gehen diese Wahrnehmungen mit modifizierten Kopplungsmechanismen der kortikalen somatosensorischen Integrationssystemen im Hirn einher, wie man sie häufig bei durch LSD (und anderen Drogen) induzierten Bewusstseinszuständen vorfindet. Die Autoren weisen darauf hin, dass weitere Untersuchungen nötig sind, um diese Hypothese zu festigen.

Bedeutung für die Praxis
Diese Ergebnisse haben direkte Auswirkungen auf unsere Praxis und Ausbildungsmethoden, sie bestärken die Effektivität und Wissenschaftlichkeit unserer Ansätze und öffnen neue Wege für die Anwendung der Hypnose in der Medizin und Therapie und tragen dazu bei, Hypnose als wichtiges Werkzeug in der modernen Gesundheitsversorgung zu etablieren.
Link zur fMRI-Studie: https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fnhum.2023.1286336/full

1) Somnambulismus: Ein tiefer Zustand der Hypnose, welcher Voraussetzung für moderne und aufdeckende Hypnosetherapie (Regression to Cause) ist, sowie schmerzreduziertes Empfinden (Hypnoanalgesie) ermöglicht, wie z. Bsp. bei Zahnbehandlungen oder Geburten.
2) Esdaile Zustand: Ein extrem tiefer Zustand der Hypnose in dem sich eine mentale Euphorie erleben lässt und sich, nebst einigen noch unerforschten und hoch spannenden Effekten, nach unseren Erfahrungen automatisch eine komplette Schmerzfreiheit (Hypnoanästhesie) einstellt. Der Esdaile-Zustand kann bei der Behandlung von Burnout-Klienten, im Schmerzmanagement und zur Tiefenerholung eingesetzt werden. Zudem sind grosse operative Eingriffe ohne den Einsatz von Schmerzmedikation oder Narkose möglich.


Zukünftige Forschungsinitiativen

Die Forschungsarbeit ist mit der vorliegenden Publikation noch nicht beendet.

MRS-Studie:
Die MRS-Studie (Magnetresonanzspektroskopie ist bereits fertig ausgewertet, das Manuskript dazu wird in Kürze vorliegen.
EEG-Studie:
Die EEG Studie wurde bei CORTEX eingereicht und ist als Preprint einsehbar https://osf.io/preprints/psyarxiv/74sq3


OMNI Hypnose in der Forschung

Forschungsstandards:
OMNI Hypnose setzt neue Standards in der wissenschaftlichen Erforschung der Hypnose, indem sie den Zufall und individuelles Talent minimiert durch reproduzierbare, verlässliche Methoden und Techniken.

Professionalität in der Anwendung:
Unsere Methoden demonstrieren, wie Hypnose auf professionellem Niveau praktiziert und erforscht werden kann.

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